Ralf Plenz, Podcast „Der Büchermacher“
Podcast Nr. 159: Rezension der Neuerscheinung
DREIERMUSTER DES GELINGENS von Winfried M. Ruf
Ein Buch mit über 1.000 Seiten in einem knapp zehnminütigen Podcast zu besprechen, ist nahezu unmöglich. Warum wage ich mich trotzdem heran? Da gibt es zwei Gründe: Zum einen geht es in dem Buch auch um die Verlagsbranche, dazu später mehr, und zum anderen kenne ich den Autor seit über 30 Jahren, habe beispielsweise mit ihm gemeinsam an einem Seminar mitgewirkt. Weiterhin habe ich für Winfried Ruf, der aus Mering bei München kommt, Anfang der 1990er Jahre viele Grafiken gestaltet, die er in seinen Seminaren und in dem Buch „Der GrundmärkteKreis“ verwendet hat.
Winfried Ruf hat also in den letzten 30 Jahren als Unternehmensberater gewirkt. Das ist eine Parallele zu meiner Tätigkeit, die ich auch zwölf Jahre lang ausgeübt habe. Davor war er Geschäftsführer eines sehr erfolgreichen Fachverlags, der WEKA-Gruppe in Kissing.
Dem vorliegenden Buch mit dem Titel „Dreiermuster des Gelingens“, ISBN 978-3-928752-09-1, das immerhin 198 € kostet, merkt man seine Herkunft aus dem Management Bereich deutlich an. Die Grundthese des Buches besteht darin, dass es nicht nur ein „entweder“ und alternativ dazu ein „oder“ gibt, sondern ebenfalls ein „sowohl als auch“, also ein Drittes. Dieses Buch unterscheidet sich von anderen Fachbüchern nicht nur durch die Dicke, die Größe und die inhaltliche Tiefe, sondern auch durch die immer wieder einfließende Lebenserfahrung eines erfahrenen Referenten aus der Verlagsbranche, der sehr viele Themen durchdrungen hat. Besonders „das Dritte“ hat es mir angetan, denn es geht dort um die Persönlichkeit, das Bauchgefühl, die Seele und Ähnliches mehr. Nein, es sind auch andere Themen, die mich schon damals sehr begeistert haben, nämlich, dass Denken nicht nur in Ebenen und Säulen, also zweidimensional stattfindet, sondern auch in der dritten Zeitdimension, welche die Veränderungsprozesse abbildet.
Wie kann ich einem Buch mit über 1000 Seiten gerecht werden? Zunächst die positiven Dinge: Die drei Seiten Inhaltsverzeichnis sind übersichtlich, und nicht nur dort lässt sich eine große Typographie finden. Das Buch hat insgesamt eine gute, lesefreundliche und sachliche Schrift. Der gesamte Text ist zweispaltig aufgebaut, es gibt diverse Grafiken, und der Autor versteht es meisterhaft, den Leser immer wieder anzusprechen, um die Verbindung zu ihm aufzunehmen. Das Buch besitzt drei Lesebändchen in den Farben rot, blau und gelb, ein weißliches Papier und eine Fadenheftung. Mit über 4 kg ist es zu schwer, um es dauerhaft in der Hand zu halten, also bieten sich zur gewichtlichen Entlastung entweder ein Lesepult oder ein Tisch an, was seinem Charakter als eine Art Nachschlagewerk allerdings entgegenkommt.
Ich möchte mich mit Kritikpunkten nicht zu lange aufhalten, aber mir fehlen Querverweise mit Seitenzahlen. Mir fehlt ein Register und eine Aufteilung auf 3-6 handlichere Bücher fände ich ideal. Nun hat der Autor sich zu einem Gesamtwerk entschieden, was ich in meinem abschließenden Statement trotz dieses letzten Kritikpunkts befürworten kann.
Weil ich aus anderen Ruf-Veröffentlichungen einen Teil seiner Themenwelt recht gut kenne, bin ich etwas befangen. Ich möchte einige inhaltliche Punkte positiv hervorheben, darunter zunächst den größten: Für Winfried Ruf gilt nicht nur seine eigene Welt, sondern er zeigt auf etlichen Seiten auch weitere Grafiken und Tabellen aus fremden Gedankenwelten. Dabei geht er ebenfalls darauf ein, inwieweit sich diese Managementmodelle von seinem unterscheiden und erläutert jeweils die Vor- und Nachteile.
Zum Thema Verlagswesen hat sich Herr Ruf sehr große Verdienste erworben im Bereich der Fach- und Sachbücher. Diese werden nach seinem 3×3-Modell tausendfach konzipiert, d.h. vom Kundenbedürfnis her ganzheitlich geplant. Erst nach dieser richtungsweisenden Eingangsphase entstehen Gliederung und Themensammlung. Häufig gibt es bei solchen Büchern also keine originären Autoren, sondern Fachredakteure füllen die Gliederung mit Inhalt auf, sie und andere externe Autoren von Teilgebieten sind somit „Content-Creator“, anders natürlich als im Bereich Wissenschaft oder Belletristik. Das ist vielen Lesern nicht bewusst, und es hat Ähnlichkeiten mit dem Vorgehen in der Zeitschriftenbranche, um die sich Winfried Ruf auch sehr verdient gemacht hat.
Mir gefällt außerdem sehr gut, dass einige Praxisbeispiele genannt werden, beispielsweise eine Firma namens Cura Plant, die an verschiedenen Stellen im Buch auftaucht, und nichts mit Verlagen und Büchern zu tun hat. Überhaupt ist für Ruf heute die Medienbranche nur eines der Anwendungsfelder seines universellen 3×3-Metamodells, das im Kern ganz einfach ist und in der Tiefe auch hoch komplex sein kann. Das Werk hat sehr viele, sehr übersichtliche Tabellen und diverse Grafiken, aber auch eine Formulierungsvielfalt für ein- und denselben Tatbestand, was ein Verstehen erleichtert, jedoch gleichzeitig eine leichte Verwirrung auslösen könnte. Je mehr und öfter man in das Buch hineinschaut, umso leichter klären sich diese Begriffe und die dahinterstehende Denkweise.
Noch einmal zu den drei Ebenen und drei Säulen des Handelns, Verstehens und des Monetarisierens (3×3-Quadrat), sowie zur ergänzenden Prozessdimension. Es ist dann ein Projekt- Kubus, der unter anderem auch die Persönlichkeit, die Familie und den persönlichen Ausgleich berücksichtigt: Damit ist das Buch nicht nur managementgetrieben, sondern zeigt neben der Lebenserfahrung auch die Tiefe des Denkens, die Herrn Ruf auszeichnet. Es gibt im 3×3 die stoffliche Dimension mit Ding, Form und Wert, dann die Raum-Dimension mit Brauch, Tausch und Werk sowie als dritte die Zeit-Dimension mit Stand, Weg und Ziel – alles verständliche deutsche Begriffe, die jeder selbst mit Inhalt füllen kann, ohne vorher ein Lexikon zu bemühen.
Es wäre zu einfach, dieses Buch als eine Sammlung aus hunderten von Seminaren, Erkenntnissen und Charts anzusehen. Denn es ist viel mehr: Es ist eine Lebenserfahrung, die sich auf Verlage, Manager und das Publizieren auswirken kann. Auf der Website www.3x3institut.com findet man einen kostenlosen und recht guten Einblick in das Buch und kann sich anhand der 33 Testimonials von relativ bekannten Persönlichkeiten davon überzeugen, was für ein erfahrener Referent und Autor Winfried Ruf ist. Ich persönlich habe zehn Personen dabei wiedererkannt, die entweder an meinen Seminaren teilgenommen haben oder deren Verlage ich beraten habe. Es sind meistens Personen aus dem Zeitschriften- und Loseblatt-Bereich, Buchverlage sind bei diesen Testimonials etwas seltener vertreten.
Damit der Podcast nicht zu lang wird, versuche ich, ein Fazit zu ziehen, was angesichts von 1136 Seiten nahezu unmöglich ist. Der Titel „Dreiermuster des Gelingens“ ist für mich ein Buch, in das ich immer wieder hineinlesen kann, aus dem ich mir Ideen und Fragen notieren kann, und das mich sehr zum Nachdenken anregt.
Es bietet im besten Fall sofortige Handlungsideen, und das begeistert mich. In Anbetracht des Volumens eine kleine Warnung: Dieses Buch ist kein Lexikon. Es ist kein Duden, es ist keine Bibel und es ist auch kein Nachschlagewerk und keinesfalls ein Adressbuch – alles Bücher mit einem ähnlichen Seitenumfang. Es ist aber auch nicht irgendeine Sammlung, sondern ein hochkarätiges Werk. Ich würde es als ein „integratives Lebenswerk eines Managemenberaters“ bezeichnen, der es versteht, mit relativ wenigen Fachbegriffen auszukommen, und das ist heutzutage selten. Man kann es nicht in einem Zug durchlesen, teilt man es in kleinere Portionen auf, wird es handlungsrelevant.
Podcast „Der Büchermacher“ Ralf Plenz
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